Lage der Verankerungspunkte und Gurt Geometrien

Gurt-Verlauf

Die erwartete positive Rückhaltefunktion eines jeden Renngurtes kann nur erreicht werden

·   wenn die Gurtbänder optimal auf dem Körper liegen und vom Körper weglaufen

·   die Verankerungspunkte geometrisch optimal liegen.

 

Die Kräfte, die auf den Gurt einwirken, können nur über das Knochengerüst des Körpers effektiv weitergeleitet werden. Dazu stehen nachfolgende Körperpartien zur Verfügung.

·   das Becken

·   der Brustkorb [nur zu einem gewissen Maße]

·   die Schlüsselbeine [Schultern]

 

Aus diesem Grund sind die nach folgender Grafik beschriebenen Gurtverläufe unbedingt einzuhalten.

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Was passiert während eines Frontalaufpralls:

Die nachfolgenden Informationen basieren auf einer optimalen Installation für aufrechtes Sitzen während eines dynamischen Crash Tests. Sie stellen die Daten für einen rechtwinkligen Frontalaufprall mit einem 75 kg schweren Dummy und/oder einer Aufprallgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde und einer Knautschzone von 400 mm dar. Die Maximalverzögerung ist 30 g gemäß FIA Standard 8854/98:

·   Die Beckenlast, die leicht 14 kN überschreiten kann, wird das Gurtband auf jeder Seite dehnen und die weichen Körperteile in Bereich des Beckens komprimieren. Das Becken wird um etwa 80 bis 100 mm nach vorn rutschen.

·   Jeder Schultergurt wird wahrscheinlich mit über 7 kN belastet. Er wird sich entsprechend dehnen, der Oberkörper wird sich in den Gurt rollen, die Versteller werden aus ihrer Lage heraus bis zu 200 mm nach oben in Richtung Hals verlagert und die Kopf-vorverlagerung wird bis zu 400 mm betragen. 

·   Die Beckenvorverlagerung kombiniert mit den Schultergurtlasten werden jedes Band des Schrittgurtes mit mehr als 6 kN in einem 5- oder 6-Punkt-Gurt belasten. In einem Formel-Gurt werden die Schrittgurtlasten noch höher sein, da die Schrittgurte stark nach hinten geführt sind.

Bei mehr geneigten Sitzpositionen wird die Beckengurtlast auf ca. 9 kN reduziert, da die Sitzrampe einige Last aufnimmt. Daher ist es ganz entscheidend, dass der Sitz- oder Chassis-Hersteller die Sitzrampe stark genug ausführt, damit sie sich während eines Frontalaufpralls nicht verbiegt oder sogar kollabiert. Sitze sind immer als Teil des Insassenschutzsystems zu betrachten!


 

Was bedeuten alle diese daten für einen fahrzeuginsassen:

Die vorgenannten Daten erscheinen Ihnen sicherlich sehr hoch, insbesondere im Vergleich mit aktuellen Rennunfällen. Glücklicherweise  sind die meisten Rennunfälle keine 90° Frontalkollisionen. Die Fahrzeug-verformungen sind größer als 400 mm und moderne Barrieren wandeln Aufprallenergie. Daher sind Unfälle mit deutlich höherer Aufprallgeschwindigkeit oft weniger belastend als die FIA Test-anforderungen verlangen. Dennoch, SCHROTH Renngurte wurden bei Geschwindigkeiten und Verzögerungen getestet, welche die FIA Anforderungen übersteigen.

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Das kann Ihnen und Ihrem renngurt passieren:

Ohne HANS® system

·   Die Beckenvorverlagerung reduziert den Gurtwinkel und kann zu submarining führen. Falls der Ausgangswinkel des Beckengurtes nicht so groß ist, wie empfohlen, kann submarining zu schweren inneren Verletzungen oder gar zum Tod führen, da der Gurt vom Beckenkamm in die Magengegend rutscht und innere Organe schädigt. Dieses Szenarium bezieht sich auf 4-Punkt-Gurte.

·   Der Beckengurt gleitet in die Ecke der Sitzdurchführung und falsch positionierte Versteller werden durch den Sitz beeinflusst. Dadurch kann der Versteller Gurtband freigeben oder auch das Gurtband abschneiden. Und das eliminiert selbstverständlich die Effektivität des Renngurts.

·   Die Beckengurte bieten die höchste Schutzwirkung, wenn Ihre Veran-kerungspunkte nah beim Sitz positioniert sind. Vom Sitz weglaufende Gurte erhöhen die aufzunehmenden Lasten und führen zu mehr Dehnung. Z.B. erhöht eine um ca. 45° nach außen gerichtete Gurtführung die Lasten um ca. 40% im Vergleich zur idealen Gurtführung.

·   Zu hoch positionierte Versteller in den Schultergurten werden mit dem Hals des Insassen in Berührung kommen und möglicherweise zu Verletzungen führen. Die Strukturteile in der Längenverstellung können auch zu Schlüsselbeinverletzungen oder –brüchen führen.

·   Je nach Schwere eines Unfalls kann ein Kopfaufschlag auf das Lenkrad die Folge sein, in Anbetracht der zu erwartenden Gurtdehnung und Körperkompression. Die daraus resultierenden Kopfverzögerungen, Wirbelsäulenbelastungen und Nackenkräfte können zu Schädelbasis- und Wirbelsäulenbrüchen und damit gegebenenfalls zum Tod führen.


 

Mit HANS® system

·   Die effektivste Art das Risiko von Kopf- und Nackenverletzungen zu verringern ist, ein HANS made by SCHROTH® zu tragen.

·   Sehr lange Schultergurte erlauben eine extra Dehnung und somit Kopfverlagerung und sollten vermieden werden

·   Lange Schultergurte resultieren in mehr Gurtlose während der Rückprallphase, so dass die Gurte möglicherweise von den Schultern des Insassen oder von einem HANS® System rutschen. SCHROTH HANS® spezifische Gurte haben eine geringere Dehnungsrate und sind somit extra für längere Schultergurte designed.

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Beckengurt-Verlauf

Um eine optimale Rückhaltefunktion zu erreichen, muss der Beckengurt so kurz wie möglich sein. Diese Anforderung wird durch die Beachtung nachfolgender Hinweise erreicht:

·   Der Abstand der Beckengurtverankerungspunkte untereinander sollte nicht größer sein als die Breite des Beckens des Benutzers oder die äußere Breite des Rennsitzes. Es werden ca. 400 mm Abstand empfohlen. Falls Sie die Auswahl aus unterschiedlichen Verankerungspunkten haben, wählen Sie diejenigen, die diesen Empfehlungen am nächsten kommen.

·   Der Beckengurt muss so verlaufen, dass er eng in der Beuge unterhalb  des Beckenkamms und den Oberschenkeln liegt.

·   Bei aufrechter Sitzposition soll der Beckengurt ca. 60° nach hinten unten verlaufend montiert sein.  In einer mehr liegenden Sitzposition,  wie z.B. in Formel-Fahrzeugen, wird ein Beckengurtwinkel von 70° - 80° empfohlen.


 

·   Stellen Sie sicher, dass keinerlei scharfe Kanten, z.B. von der Sitzstruktur, den Sitzbeschlägen oder andere Fahrzeugteile, die den Gurt beschädigen könnten, mit ihm in Kontakt kommen.

 

Schultergurt-Verlauf

·   Schultergurte müssen horizontal oder maximal unter  einem Winkel von 20° nach unten von den Schultern laufen.

·   In Fällen, in denen die Schultergurte nach unten zum Fahrzeugboden geführt werden, müssen die Schultergurte durch den Überrollkäfig oder Gurtführungen so in der entsprechenden Höhe gehalten werden, dass der horizontale bis –20° Verlauf von der Schulter oder dem HANS® gewährleistet ist. Nur wenige Rennsitze sind konstruiert und getestet, um die Schultergurtlasten einer steiler nach unten führenden Installation aufnehmen zu können. Brechende Sitze könnten zu schweren Verletzungen oder gar zum Tod führen. Eine ca.  45° nach unten führende Gurtinstallation ist möglich mit Sitzen, die SCHROTH positiv getestet hat. Diese Tests repräsentieren die Lasten eines 50 kph und 28 G Tests und einem 75 kg Dummy. Beachten sie die Liste der SCHROTH geprüften Rennsitze in dem Abschnitt “Zum Thema Sitze“. WARNING: Eine 45° nach unten verlaufende Schultergurtinstallation mit dem HANS® ist nicht empfehlenswert.

·   Um eine optimale Rückhaltung für den Insassen-Oberkörper zu erreichen, sollen sich die Verankerungspunkte nicht mehr als ca. 200 mm hinter der Sitzrückenlehne befinden.

·   Für den Fall, dass die Verankerungspunkte weiter hinten im Fahrzeug liegen [z.B. an einem Rohr am Überrollkäfig] muss sich der Abstand der Schultergurtverankerungen verringern, bzw. ab einer gewissen Strecke, wie nachfolgend dargestellt, zu einer überkreuzten Montage führen. Insbesondere bei der Benutzung eines Kopf- und Nackenschutz [z.B. HANS made by SCHROTH®]  sind die Gurtverläufe strikt zu beachten.

 

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Positionierung der Schultergurt-Verankerungspunkte


 

Schultergurte sollten sich überkreuzen, wenn die Verankerungspunkte mehr als ca. 500 mm [20”] hinter der Sitzrückenlehne angebracht sind.

Für   75 mm  [3”]  Gurtband   und   Schlauftechnik   werden  die  in  nach

folgender Tabelle Abstände der Verankerungspunkte (Mitte zu Mitte Gurtband) empfohlen:

Bei für HANS® spezifischen, 50 mm breiten Gurtbändern, sind von den Daten in der Tabelle jeweils 25 mm abzuziehen.

 

HANS® - Kragenbreite in mm 120              
Abstand vom HANS® in mm 100 200 300 400 500 600 700 800
Abstand der
Verankerungspunkte  in mm

135

95

55

15

-25

-65

-105

-145

      Gurtband liegt Seite an Seite beieinander Gurtband liegt über Kreuz beieinander

HANS® - Kragenbreite in mm 140              
Abstand vom HANS® in mm 100 200 300 400 500 600 700 800
Abstand der
Verankerungspunkte  in mm

155

115

75

35

-5

-45

-85

-125

        Gurtband liegt Seite an Seite beieinander Gurtband liegt über Kreuz beieinander

HANS® - Kragenbreite in mm 160              
Abstand vom HANS® in mm 100 200 300 400 500 600 700 800
Abstand der
Verankerungspunkte  in mm

175

135 95 55 15

-25

-65

-105

        Gurtband liegt Seite an Seite beieinander Gurtband liegt über Kreuz bei-einander

HANS® - Kragenbreite in mm 180              
Abstand vom HANS® in mm 100 200 300 400 500 600 700 800
Abstand der
Verankerungspunkte  in mm
195 155 115 75 35

-5

-45

-85

          Gurtband liegt Seite an Seite beieinander

Gurtband liegt über Kreuz bei-einander


 

 

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Schrittgurt-Verlauf

Die Ausführung und der Verlauf des Schrittgurts beeinflusst direkt die Effektivität der Schultergurte. Zur Erinnerung, ein Insasse kann nur effektiv über sein Knochengerüst zurückgehalten werden.

·   SCHROTH hat verschiedene Gurtmodelle entwickelt, die es ermöglichen die Last der Schultergurte direkt durch den Verschluss in die Schrittgurte zu leiten. Dazu zählen die Profi 5-Punkt, 6-Punkt und HybridTM Modelle.

·   Die unterschiedlichen Renngurtgeometrien verlangen entspre­chende Installationen.

Das weiche Gewebe auf den Oberschenkeln darf nicht als Rückhalte-punkt wie das Knochengerüst angesehen werden, weshalb die Schrittgurte des Formelgurtes entsprechend entwickelt wurden, so dass sie flach über die Oberschenkel und dann rückwärts verlaufen, um die benötigte Rückhaltefunktion zu gewährleisten.

Profi 5-Punkt gurte

Der Schrittgurtverlauf in allen Arten von Sitzpositionen sollte der Tangentiale von Brustkorb und dem Schritt folgen. Dieser Verlauf ist ein Kompromiss, um dem Risiko von Verletzungen im Schrittbereich während eines Frontalaufpralls entgegenzuwirken.

5-Punkt Gurte bieten weniger Sicherheit wie Computersimulationen, Schlittenversuche und Unfallanalysen zeigen. Daher empfiehlt SCHROTH dringendst die Benutzung von 6-Punkt Renngurten.

 

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Profi 6-Punkt und HybridTM Gurte

·   Schrittgurte sollen vom Schritt aus senkrecht nach unten und vorzugsweise ca. 20° nach hinten verlaufen.

·   Schrittgurtverankerungspunkte sollen etwa 100 mm auseinander liegen. Ist die Sitzposition sehr tief im Fahrzeug, z.B. wie in Formel-Fahrzeugen vorgefunden, kann dieser Abstand reduziert werden, da die Verankerungspunkte näher an den Oberschenkeln liegen.

Profi Formelgurte

Der Schrittgurtverlauf über die Oberschenkel durch die D-Ringe zu den Schultergurtzungen mit dem Gurtverschluss dazwischen bietet keinen direkten Kraftschluss zwischen den Schultergurten und den Schrittgurtverankerungen. Der indirekte Verlauf erfordert einen schnellen Kraftanstieg der Schrittgurte während eines Frontalaufpralls. Formel Renngurt Ausführungen erfordern daher, dass man auf den Schrittgurten sitzt oder diese höchstens unter einer sehr dünnen Sitzschale nach hinten verlaufen und dort in der Nähe der Beckengurtverankerungen befestigt sind.

 

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Die von SCHROTH entwickelten HANS® spezifischen Doppel-Schultergurte verlangen 2 Verankerungspunkte für jede Schulter: Einen für den 75 mm breiten „KÖRPER-Gurt“ und einen für den 50 mm breiten „HANS-Gurt“. Für die richtige Höhe und die Abstände beachten Sie bitte nachfolgende Zeichnungen. Die HANS-Gurtverankerungen müssen den Anweisungen des Abschnitts “Positionierung der Schultergurt-Verankerungspunkte” entsprechen.


 

 

 

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Wenn die Gurte an ein gemeinsames Rohr montiert werden, müssen die „KÖRPER-Gurt“-Verankerungen nahe denen der „HANS-Gurt“-Verankerungen positioniert sein. Im Falle, dass die Installation mit Schlauftechnik vorgenommen wird, müssen die “HANS-Gurte” und “KÖRPER-Gurte” Kante an Kante anliegen.

 

HANS®  Größe M

Z = (mm)

225

 

 

 

 

 

 

X (mm)

200

300

400

500

600

700

800

Y (mm) HANS-Gurt

145

105

65

50

-50

-50

-70

Y (mm) Körpergurt

230

230

190

175

175

175

195

HANS®  Größe L

Z = (mm)

250

 

 

 

 

 

 

X (mm)

200

300

400

500

600

700

800

Y (mm) HANS-Gurt

170

130

90

50

50

-50

-70

Y (mm) Körpergurt

250

250

205

175

175

175

195

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